Was macht dir im Moment im Hinblick auf deine Elternschaft am meisten Freude?
Es macht mich sehr glücklich die tiefe Liebe zu und von unserem Kind zu spüren, unser Kind im Entdecken und in der aufregenden, unglaublich schnellen Entwicklung begleiten zu dürfen und als Paar und als Familie die aufregenden Umwälzungen und anstrengenden Herausforderungen gemeinsam zu durchleben und zu bewältigen. Seit unser Kind sprechen kann, genieße ich sehr den Austausch, seine Ideen und das kreative (Rollen-)Spiel. Und ich bin jedes Mal erleichtert und auch stolz, wenn ich unser Kind z.B. durch eine intensive Wutphase möglichst gut begleiten konnte. Neben der Belastung der Paarbeziehung durch die Anstrengung und das Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse erlebe ich seit unser Kind da ist noch eine zusätzliche wundervolle und tiefe Dimension unserer ohnehin (wie ich finde) wunderbaren Beziehung.
Was sind zurzeit für dich die größten Herausforderungen am Eltersein?
Ich erlebe das Eltersein zurzeit als enorme Herausforderung und tägliche Grenzerfahrung. Zum einen empfinde ich die Rollenfindungs- und Aushandlungsprozesse mit dem Kind, in der Paarbeziehung und in der Familie und damit verbunden die Spannungen zwischen der Bedürfnisorientierung im Hinblick auf das Kind beim gleichzeitigen Bemühen um das Wahren eigener Grenzen als herausfordernd. Eine deutliche zusätzliche Belastung ist das Jonglieren mit den gleichzeitigen Anforderungen aus dem Job und aus dem Eltersein sowie aus weiteren Ecken, vor allem an Tagen, an denen unser Kind nicht in der Kindertagespflege bzw. mittlerweile in der KiTa betreut werden konnte und kann.
Welche Herausforderungen gab es im Familienalltag, die mittlerweile überwunden sind?
Ich habe die erste lange Zeit, in der eine Kommunikation mit unserem Kind kaum möglich war, als sehr herausfordernd erlebt, vor allem, weil unser Kind in den ersten zehn Lebensmonaten gefühlt pausenlos geschrien hat. Externe Unterstützung hat uns da nur begrenzt weitergebracht, aber seit unser Kind angefangen hat zu krabbeln und dann zu laufen, wirkt es sehr viel zufriedener und glücklicher. Uns beiden scheint Selbstbestimmung wohl ein wichtiges Anliegen zu sein. :) Und seit unser Kind spricht, ist es so viel einfacher, wenn auch zeitintensiv und sehr anstrengend, gemeinsam bedürfnisorientierte Entscheidungen zu treffen und Dinge auszuhandeln.
Wie möchtest du von deinem Kind/deinen Kindern genannt werden? Wie nennen sie dich?
Als unser Kind anfing zu sprechen, hat es uns beide mit dem Vornamen meiner Partnerin angesprochen. Dann hat es angefangen, mich bei meinem Vornamen zu nennen, und seit Kurzem nennt es mich auch »Pama« (abwechselnd mit der Ansprache mit meinem Vornamen). Ich mag es, sowohl mit meinem Vornamen als auch mit Pama von meinem Kind angesprochen zu werden. Die Bezeichnung »Pama« habe ich mir überlegt und angeboten. Als dann meine Partnerin mit unserem Kind manchmal über mich als »Pama« gesprochen hat und vor allem, seit »Pama« von den Erzieher*innen in der KiTa für mich verwendet wird, sagt unser Kind es recht häufig. Seit einiger Zeit spricht unser Kind meine Partnerin sowohl mit ihrem Vornamen als auch mit »Mama« plus Vorname an bzw. spricht so über sie. Ich vermute, dass die Konstruktion »Mama + Vorname« durch unsere Kontakte mit lesbischen Regenbogenfamilien entstanden ist, in denen die Kinder ihre beiden Mütter mit »Mama«, gefolgt von ihrem jeweiligen Vornamen ansprechen. »Pama + Vorname« sagt unser Kind nicht.
(Wie) Sprichst du mit deinem Kind/deinen Kindern darüber wie sie „entstanden“ sind bzw. wie sie zu dir/euch gekommen sind?
Bisher nicht, aber perspektivisch haben wir vor unserem Kind es so zu erzählen, wie es war und ist. Ich möchte mit unserem Kind auch darüber sprechen, dass es per (Wunsch-)Kaiserschnitt geboren wurde.
(Wie) Sprichst du mit deinem Kind/deinen Kindern über dein Trans*-/Nicht-binär-Sein?
Bisher nicht, aber für die Zukunft habe ich auch das vor. Ich hoffe, dass die Ansätze geschlechtsoffener Erziehung und Begleitung, die ich versuche umzusetzen, eine ganz hilfreiche Grundlage bilden.
Weißt du von Angeboten für Regenbogenfamilien und gegebenenfalls für trans*_nicht-binäre Eltern und ihre Familien in deiner Region? Wenn ja, nimmst du sie in Anspruch?
Die Initiativen spezifisch von und für trans*_nicht-binäre(n) Eltern, an denen ich mich beteilige, sind überwiegend überregional und online organisiert. Im Rahmen der AG Elternschaft des Bundesverbands Trans* bin ich mit anderen trans*_nicht-binären Eltern im digitalen Austausch und wir haben bisher ein Wochenende gemeinsam verbracht, zusammen mit unseren Partner*innen und Kindern. Das habe ich als sehr schön und stärkend erlebt. Außerdem bin ich an digitalen Austauschtreffen für trans*_nicht-binäre Eltern beteiligt, die aber zurzeit nicht stattfinden.In Köln entsteht gerade ein selbstorganisierter unregelmäßiger Austauschraum für (werdende) trans*_nicht-binäre Eltern, was mich sehr freut. Die Treffen finden teilweise mit Kindern und teilweise abends ohne Kinder statt.Zum Glück gibt es in Köln ein sehr gutes queeres Beratungszentrum (das rubicon). Dort haben meine Partnerin und ich im Hinblick auf das Elternwerden Beratung in Anspruch genommen, und besuchen dort zurzeit mit unserem Kind ein monatliches Treffen für Regenbogenfamilien. Außerdem haben wir zweimal an einem Familienbildungsurlaub für Regenbogenfamilien teilgenommen, das vom rubicon gemeinsam mit dem Progressiven Eltern- und Erzieher*innen-Verband (PEV) NRW e.V. veranstaltet wird. Diese Angebote werden überwiegend von cislesbischen Paaren und ihren Kindern wahrgenommen, aber nach und nach nimmt die Anzahl an trans*_nicht-binären Eltern zu, was mich freut und was die Angebote für mich deutlich attraktiver macht.
Was war als Kind dein Lieblingsbuch?
Ich weiß noch, dass ich als Kind »Die kleine Raupe Nimmersatt« toll fand, vor allem wegen der Bilder von leckerem Essen. Später habe ich alle »Fünf Freunde«-Bücher verschlungen (möglicherweise insbesondere wegen George).
Was sind aktuelle oder dauerhafte Lieblingsbücher deiner Kinder?
Im Moment liebt unser Kind unter anderem das Buch »Spielzeug ist für alle da« – wohl (noch) nicht wegen der Message, sondern weil so viele fröhliche Kinder mit tollem Spielzeug abgebildet sind. Und Wimmelbücher machen unserem Kind großen Spaß, zum Beispiel »Mimis kunterbunte Welt«. Auch »Die Kleine Raupe Nimmersatt« ist hoch im Kurs, vor allem der Mond und die Erdbeeren darin.